Presse

Aufgeregtheiten der befreiten Frau

21.05.2007 – Kreiszeitung Böblingen: Leserbrief von Bettina Zastrow
Es gibt wieder jede Menge Aufgeregtheiten bei der persönlichen Anrede: Die befreite Frau möchte als „Teilnehmerin“ und „Kundin“ angesprochen werden. Ein kurzer Weg ist es zur Schwerenöterin, zur Besserwisserin, zur Pedantin und letzendlich zur Wüterichin. Die deutsche Sprache als Kulturgut geht dabei den Bach hinunter. Wird es bald heißen: „Deutschland, das Land der Dichterinnen und Dichter und der Denkerinnen und Denker“?
Die Anrede „Kolleginnen und Kollegen“, „Bürgerinnen und Bürger“, „Datenbankadministratoren und Datenbankadministratorinnen“ bläht den Text unnötig auf, das Binnen-I („BesucherInnen“) ist eine Zumutung für den Leser. Pardon, die Lesenden. Machen Sie kurzerhand aus Studenten Studierende, aus Praktikanten Praktizierende und aus Rentnern Rentierende! Und schon ist alles wieder in der Lotin.
Weitere Stilblüten und Anekdoten rund um die weibliche Anrede finden Sie auf http://www.wortin.de.

Die Amtsmännin als Reisegästin

01.06.2008 – bild der wissenschaft: Leserbrief von Bettina Zastrow
Im Grunde handelt es sich um einen Konflikt zwischen dem korrekten Gebrauch der deutschen Sprache und dem Wunsch, Frauen in der Sprache sichtbarer zu machen. Ich war stets der Meinung, die Frauenbewegung müsste sich in der Verwendung der Sprache bemerkbar machen, bis mich ein Leserbrief der bdw aus dem Jahre 1999 darauf aufmerksam machte, dass das Geschlecht des Wortes (Genus) nicht zwangsläufig mit dem Geschlecht des Trägers (Sexus) übereinstimmen muss. Seitdem verfolge ich interessiert die unterschiedlichen Meinungsäußerungen dazu. Mich selbst schüttelt es bei dem Gedanken, alle männliche Substantive in weibliche umzukrempeln – es entstehen Kampfhähninnen, Wüterichinnen und Platzhirschinnen. Ich beobachte meine Mitstreiterinnen, wie sie eine Angleichung auf formaler Ebene fordern und damit – sehr zur Freude der „Macher“ in Wirtschaft und Politik – ihre Energie auf Nebenschauplätzen vergeuden, während sich in der Realität nichts ändert. Statt gegenseitiger Achtung und harmonischer Zusammenarbeit wird der Graben zwischen den Geschlechtern immer tiefer.